Wolfgang Nieschalk
        "Wer handelt, kann Fehler machen. Wer nicht handelt, hat bereits einen Fehler gemacht."

"Haushaltsplauderei"


Die meisten Dinge im Haushalt machen mir keinen Spaß. Den Geschirrspüler auszuräumen ist mir so zuwider, dass ich damit warte, bis die Spüle mit schmutzigem Geschirr gefüllt ist. Ich lernte schnell,  dass sowas keinerlei Nutzen bringt. Trotzdem handele ich immer noch so.

Schon weiter bin ich damit, die Zeit beim Kochen ökonomischer zu nutzen. Kartoffeln sind nach 25 Minuten gar. Ich habe aber die Gewohnheit, in dieser Zeit Kaffee zu trinken, einen Artikel schreiben zu wollen oder mich in die Sonne zu legen. Das Ergebnis sind hitzeverzogene Kochtöpfe und die Mahnung meiner Haushälterin, besser aufzupassen. "Ich kann nicht die Hälfte meiner Arbeitszeit damit verbringen, die Reste ihrer Schnitzel vom Herd zu entfernen," argumentiert sie. Weil sie auch über Fettspritzer an Wänden und Haushaltsgeräten nörgelte, deckte ich alles um den Herd herum mit Küchenrolle ab. Kaum lag ich auf der Gartenliege, stand die Abdeckung in Flammen und ehe ich einen nassen Scheuerlappen zum Löschen gefunden hatte, war das Feuer allein ausgegangen.

Da entstand die Idee, einen Herd im Garten aufstellen. Das habe ich schon in Spanien gesehen - direkt an der Promenade. Niemand störte sich daran und damit das auch bei mir so ist, findet mein Herd unter tarnenden Tannenzweigen seinen Platz mit Hochdruckreiniger und Mülltonne gleich daneben. Warum ich den Umzug in die "Naturküche" immer noch vor mir herschiebe, liegt am Protest meiner Kinder. "Du bist verrückt, was sollen die Nachbarn bloß denken!" Die Nachbarn! Haben die sich jemals um den Ruß auf meinem Küchenherd gekümmert? So nörgelt jeder an mir herum und verhindert durch seine Besserwisserei mein revolutionäres Küchenexperiment.

Bleibt nur noch, das Kochen aufzugeben. Dann bin ich alle Sorgen los. Die Zeit, eine einzige dicke Kartoffel zu garen, steht ohnehin in keinem richtigen Verhältnis zum Nutzen. Deshalb koche ich der Optik wegen immer zwei davon. Wie bei gekochten Eiern. Eine Kartoffel esse ich, die andere kommt in den Kühlschrank - um später doch weggeworfen zu werden. Auch wie bei den Eiern. Doch weil die Kühltruhe dank Corona randvoll ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als am Herd stehend kochend durchzuhalten.

Wegen des Krieges gegen den unsichtbaren Feind - Covid 19 genannt - macht selbst das Einkaufen keinen Spaß mehr. Weil ich wegen zweier Salatherzen die Maskerade im Supermarkt scheute, nahm ich den Slogan "Wir bleiben zuhause" wörtlich und schaute der Schmuddel Ecke meines Gartens mal richtig ins Beet. Dort fand ich was ich brauchte: Brennesseln, Vogelmiere und Gänseblümchen und beim Ernten dachte ich an die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als wir das Gleiche taten.

Hausarbeit soll gut für die Figur sein. An mir beobachte ich das Gegenteil. Bügeln soll angekratzten Seelen guttun. Eine Lachnummer! Bei mir entstehen zuerst neue Falten in's schon Gebügelte und vom Ärger darüber auch in meiner Seele. Seitdem ich nur noch bügelfreie Hosen kaufe, die schon im Katalog mit einem Knoten im Bein abgebildet sind, glätten sich auch die Falten meiner gepeinigten Seele wieder.

Richtig fröhlich stimmt mich nur das Socken waschen. Seit kurzem verwende ich Klammern, welche meine Socken - einem Ehepaar vergleichbar - paarweise ein Sockenleben lang zusammenhalten - komme was da wolle. Nur über die Füße gestreift marschieren sie getrennt. Das Klappern der Klammern in der Waschmaschine stört, klar: Aber es ist ein kleiner Preis den ich zuzahlen habe für den Wegfall des ermüdenden Socken Sortierens.

Schreck lass nach! Ich muss Schluss machen. Unheilverkündende Gerüche wälzen sich die Treppe herauf. Der Brandmelder pfeift Alarm. Himmel, meine Schnitzel in der Pfanne. Wieder mal. Glatt vergessen... 

 
 
 
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