Wolfgang Nieschalk
        "Wer handelt, kann Fehler machen. Wer nicht handelt, hat bereits einen Fehler gemacht."

Gedanken eines Optimisten

Ich bin unerschütterlicher Optimist. Das wurde mir wieder einmal bewusst, als ich mit Freunden über die "Corona Behinderungen" diskutierte. Einer kritisierte das "Zuviel", der Andere das "Zuwenig" und einer meinte: "Die Pandemie ist Folge des Durcheinanders in der Welt. Die Menschheit ist im Niedergang."

Na ja...aber ist es wirklich so? Ist dieser Pessimismus gerechtfertigt? Nein!

Für kurze Zeiträume mögen die Pessimisten recht haben. Aber langfristig sind Optimisten die Gewinner. Jahrhundert für Jahrhundert und Jahrzehnt für Jahrzehnt haben wir - trotz vieler, schwerer Rückschläge - unsere Sache immer besser gemacht und machen das auch heute noch. Sichtbar an dem, was sich seit gut 70 Jahren verändert hat.

Das, was wir trotz der in Schutt und Asche liegenden Städte wieder aufgebaut und erreicht haben, hätten sich unsere Vorfahren von vor nur 150 Jahren nicht mal im Traum vorstellen können. Mir fällt dazu die Mechanisierung und Digitalisierung der Landwirtschaft ein. Ungeheure Fortschritte haben sich dort vollzogen, wo noch vor 65 Jahren Dutzende von Arbeiterinnen in tagelanger Feldarbeit nur einen Bruchteil von dem erzeugten, was heute ein Trecker an einem halben Tag erwirtschaftet. Oder die Fortschritte in der Medizin! Es ist kaum zu glauben, was sich auf diesem Gebiet getan hat und der Kenntnisstand sich noch beschleunigt. Unsere steigende Lebenserwartung verdanken wir nicht zuletzt den Fortschritten in Landwirtschaft und Medizin, weil niemand mehr hungert und weil wir lernten, Seuchen erfolgreich zu bekämpfen. Auch Corona wird dazu gehören.

Wir lernten, hygienischer zu leben. Niemand kippt mehr seine Abfälle und Abwässer in die stinkende Gosse vor unseren Häusern. Dieses Bild vor Augen wird einem erst bewusst, wie groß die Fähigkeiten des Menschen sind, Fortschritte zu erzwingen.

Dieses Erkennen und aus dem Erkannten Lehren zu ziehen beruht auf unserer einzigartigen, alleinigen Fähigkeit, die Umwelt mit kritischen Blicken zu betrachten, und - wenn auch manchmal fast zu spät - nach Möglichkeiten zu suchen, sie zu verbessern. Diese Fähigkeit war es auch, die uns die Einsicht verschaffte, bestimmte Grundregeln für unserer Zusammenleben aufzustellen und im demokratischen Miteinander zu entdecken, dass mit Höflichkeit und freundlichem Verhalten viel mehr erreichet wird, als mit der rohen Kraft der Unterdrückung in autoritären Systemen.

Die vor 30 Jahren am 3. Oktober untergegangene DDR ist eines der letzten Beispiele dafür, zu was der Mensch fähig ist wenn es darum geht, eine Hürde - jene Mauer, welche Zuversicht, Freiheit und Entfaltung versperrte - nieder zu reißen. Von unvermeidlichen "Reibungsverlusten" abgesehen war alles gut so. Die gab es auch, als wir 1946 aus Schlesien auf die Hilfe Einheimischer  angewiesen waren. Auch diese Spannungen wurden zum Nutzen aller schnell überwunden.

Deshalb lasse ich mir von Pessimisten nicht einreden, die Menschheit befände sich im Niedergang. Im Gegenteil! So oft dieses bewundernswerte Geschöpf - der Mensch - an ein scheinbar unüberwindbares Hindernis stieß, hat er die Hürde immer dann beseitigt, wenn die Zeit reif dafür war. Wir begannen durch die Luft zu reisen, als die Zeit dafür gekommen war und sind nun im Begriff, zu anderen Himmelskörpern aufzubrechen. Corona wird uns davon nicht abhalten.

Und deshalb messe ich den Worten des Historikers Elie Halvey besonders großes Gewicht bei, der 1895 schrieb: 


"Pessimismus ist nur ein Gemütszustand. Optimismus aber ist eine Grundhaltung - die schönste und weiseste Erfindung des menschlichen Geistes." 

 
 
 
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