Nach einer abendlichen Fernsehsendung über die Unermesslichkeit das Universums ging ich, inspiriert von dem eben Gehörten und Gesehenem in meinen Garten und betrachtete nachdenklich den sich über mir wölbenden Sternenhimmel. Die Sendung berichtete von Stern Explosionen, von kollidierenden Milchstraßen. Von Schwarzen Löchern, aus denen nicht einmal mehr das Licht entweichen kann und von Zeiträumen, Entfernungen und Geschwindigkeiten, welche die menschliche Vorstellungskraft weit überfordern. Mir aber erschien der Himmel kalt und bewegungslos.
Doch die Wissenschaft schaut mit anderen Augen ins All. Ihr offenbaren sich andere Dinge. Und folgt man einem Dozenten aufmerksam vor dem Fernseher, kann man schnell zu dem Schluss kommen, dass wir unsere Existenz lediglich einer endlosen Kette blinder Zufälle verdanken. Dass wir gleich willenlosen Insekten in einem sinn- und zwecklosen Universum gefangen und nur uns selbst gegenüber verantwortlich sind.
Daran glaube ich nicht. Wir sind noch lange nicht an den Grenzen der möglichen Erkenntnis angelangt, sondern sind erst am Anfang. An geologischen Zeiteinheiten gemessen bilden wir das jüngste Glied des Lebens auf der Erde und sind - wie Kinder - noch unsicher und unreif im Gebrauch unserer unvergleichlichen Fähigkeiten und geistigen Kräfte. Wenn es anders wäre, gäbe es nicht die lebensgefährlichen Konflikte rund um den Erdball.
Nicht nur wir, auch die Erde als Ganzes ist noch unfertig. Wir leben nicht allein hier. Ungezählte Lebewesen bevölkern unseren Globus und bilden zusammen mit uns einen übergeordneten "Organismus" - ein System - in dem jeder von jedem abhängig ist. In dem wir zwar Mitglied, aber keineswegs die Herren sind - wenn wir uns auch oft genug dafür halten und uns so benehmen. Doch unzweifelhaft spielen wir eine Rolle in diesem System. WELCHE ROLLE genau, ist unklar.
Das könnte sich mit der Zeit ändern und damit auch unser Verantwortungsbewusstsein gegenüber unserer verletzlichen Erde. Erst im vergangenen Jahrhundert ist uns zum ersten Mal in der Geschichte bewusst geworden, dass wir imstande sind, durch die Atombombe die ganze Erde ins Verderben zu stürzen. Und wir erkennen, dass andere Lebensformen auch ihre Bedeutung haben. Ja, wir begreifen sogar, dass wir ohne sie gar nicht auskommen können.
In den wenigen Jahrhunderten unseres wissenschaftlichen Forschens haben wir eine Menge herausgefunden und auch begriffen. Aber das alles ist fast ein Nichts gegenüber dem, was uns in den letzten fünfzig Jahren an Neuem, Unbekanntem durch neue Techniken zugänglich geworden ist. Doch nicht nur verbesserte Techniken führten zu neuen Erkenntnissen. Mehr noch die selbstlose, nicht vom "verdienen wollen" gesteuerte Neugier vieler von uns. Der Wunsch, etwas erforschen, etwas entdecken zu wollen ist ihr Treibstoff. Warum fliegen wir zum Mond? Oder warum wollen wir zum Mars? Wirtschaftlich ein Unding - und trotzdem tun wir das. Es ist die Neugier in uns, gepaart mit jenem "Nützlichkeitsdrang", der uns befähigt etwas zu erreichen, was mit Geld niemals zu bezahlen ist - im Kleinen genauso wie im Großen. Dazu gehören diejenigen genau so, die sich vor den heutigen Riesenteleskopen die Nächte um die Ohren schlagen, um in der Unendlichkeit des Alls Neues zu entdecken wie jene, die selbstlos ihre Freizeit - beispielsweise einem Verein - opfern.
Bei einer Braunkohlwanderung konnte ich beobachten, was Menschen ihrem "Nützlichkeitsdrang" gehorchend, zu organisieren und zu leisten vermögen. Vielleicht ist dieser "Nützlichkeitsdrang" jene von mir als "WELCHE ROLLE" bezeichnete menschliche Eigenschaft, die nur uns auf dieser wundervollen Erde zufällt.