Wolfgang Nieschalk
        "Wer handelt, kann Fehler machen. Wer nicht handelt, hat bereits einen Fehler gemacht."

Die Zeit zwischen den Festen

 

In der kurzen Zeit zwischen den Festen geschieht meist mehr, als uns bewusst wird. Manchmal drängt sich sogar der Eindruck auf, dass  wir alle dem "Urzwang" unterliegen, im alten Jahr - welches unwiderruflich in seinen "letzten Zügen" liegt - noch eilig das Versäumte oder Verschobene nachzuholen. Das starrt uns dann als "unerledigt" von einem Zettel auf dem Schreibtisch an oder wartet drängend in Form leichten Unbehagens im Kopfe auf Erledigung ... 

Das ist entschuldbar und meiner Erfahrung nach eine "Krankheit", von der die Meisten von uns befallen sind. Sogar die großen Vorbilder machen hier keine Ausnahme, wie beispielsweise unsere Spitzenpolitiker. Sie sind besonders von dieser Krankheit  infiziert. Zum Beispiel schieben sie die Regierungsbildung vor sich her ins neue Jahr, wie unsereiner das Aufräumen des Schreibtisches. Mit solchen Vorbildern in Alibifunktion fällt uns braven Bürgern das "mithinübernehmen" des liegen Gebliebenen leicht. Nur mit dem Unterschied, dass wir selbst für unsere Versäumnisse aufkommen und gerade stehen müssen...Politiker aber sind plötzlich verschwunden sind, wenn's brenzlig wird. Dann ist - wieder einmal - Solidarität des Steuerzahlers gefragt. 

Doch egal, wie und wer was vor sich herschiebt, ein Grundsatz gilt für alle: Ein Jahr hat nur 365 Tage, die vollgestopft sind mit mit immer neuen, oft unvorhersehbaren Ereignissen, die ständige Aktivität erfordern. So ist es kein Wunder, dass manches "Vorgenommene" als Unerledigtes gemeinsam mit uns das Neue Jahr begrüßt. Dabei bietet die Zeit zwischen den Festen noch eine letzte Möglichkeit, etwas vom bisher "Verschobenen" zum "Erledigten" zu machen. Der Rest bleibt - wie gesagt - fürs neue Jahr und manchmal auch für die Ewigkeit. Denn manches erledigt sich sogar von selbst, ohne dass der Himmel deshalb einstürzen würde...man muss nur lange genug warten!

Dachboden und Keller aber entziehen sich dem Warten auf "Selbsterledigung." Und so werden sie zu stillen Zeugen der fleißig geübten "Verschiebungstechnik", die darauf baut, dass doch noch mal etwas von dem gebraucht werden könnte, was niemals mehr gebraucht werden wird. Jeder Dachboden- und Keller Besitzer kennt das und hängt an Dingen, die entbehrlich sind. Sie wissen, was ich meine. 


Zieht ich dieses zeitraubende Versäumnis ab, ist mein "Unterlassungskonto" immer noch groß. Meist sind es die Unbequemlichkeiten, die verhindern, einen endgültigen Strich durch "Etwas" zu machen. Manchmal verschwinden die Notizen auch unter neuen Zetteln, um mir irgendwann doch wieder in die Hände zu fallen. So, wie die Ermahnung an mich selbst, endlich die noch fehlenden Brandmelder zu montieren. Letztes Jahr zwischen den Festen baute ich die Hälfte  ein und das war gut so, denn kurz darauf warnten sie mit schrillem Pfeifen vor größerem Unheil, während ich mir während des Tagesausflugs meiner Frau ein Steak in der Pfanne briet. 

Die Briefträgerin war schuld. Natürlich, immer sind andere schuld. Mit ihr führte ich ein Gespräch über die immer mehr ausufernde Paketflut und vergaß dabei, dass auf dem Herd ein Stück Rindfleisch aufs Wenden wartete. Blauer Rauch überall und es dauerte eine Zeit, bevor ich begriff, dass meine neuen Brandmelder die Ursache für das Pfeifen waren und es dauerte noch länger, ehe ich die Dinger abgestellt hatte. 

Zum Kochen kaum geeignet, liegt mir der Schraubendreher schon mehr. Bei ihm weiß ich, was ich anrichte. Gestern in aller Frühe machte ich mich daran, die kleinen technischen Störungen an der Elektrik zu beheben, "entschmückte" den viel zu früh nadelnden Weihnachtsbaum und machte mich am Abend auf den Weg ins TFN nach Hildesheim, um im alten Jahr noch etwas für die Kultur zu tun. Vergeblich, denn ich stand vor verschlossener Operntür, weil ich in der Hektik der Vorweihnachtszeit den Tag falsch notiert hatte. Na ja, ich lachte laut auf wegen meiner "Schusseligkeit", meine Frau ebenfalls und dann schauten wir "Hänsel und Gretel" aus der Video Konserve zuhause im bequemen Sessel und einer guten Flasche Wein an.

Das, und alles hier nicht Erwähnte ergibt eine Fülle von Erlebnissen, die vielleicht den Rohstoff bildet für eine neue "Kleine Geschichte." 


Herzlicher Gruß, Ihr

 

Wolfgang Nieschalk

 
 
 
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