", der Nürnberger Markt "Christkindelmarkt" und der Bremer Markt an der Schlachte heißt "Das Lager der Vogelfreien", schrieb mir ein Bremer Freund.
Doch klingende Namen allein reichen nicht. Rekorde müssen her. Als "die Schönsten" bezeichnen sich alle. Das ist nicht steigerungsfähig. "Schönster Weihnachtsmarkt Europas" ginge zur Not, aber weil das jeder behaupten kann, würde alles schnell als Floskel entlarvt. Größe ist immer Rekordverdächtig. Etwas zum Reinbeißen auch. Zum Beispiel, "Wer hat den größten Christstollen?" Klar, Dresden. An ihn kommt keine andere Stadt dran und mit seinen über vier Metern Länge und gut vier Tonnen Gewicht ist er beeindruckend. Er schmeckt nicht nur, man kann sich an ihm sogar betrunken essen, denn 120 Liter besten Jamaica Rums wurden eigens für seinen Laib vergeudet. Solche Verschwendung macht mich regelrecht schwindlig beim Gedanken daran, wie viel Grog der Rum ergeben hätte. Grog für mein ganzes Leben!
Und wer hat den höchsten Christbaum? Dortmund! 45 Meter sind dieses Jahr zu übertreffen, will Dortmund nicht im Nichts versinken.
Rostock's 20 Meter hohe und 30 Tonnen schwere Weihnachtspyramide ist Rekord, aber an Nürnberg kommt die Stadt nicht dran. Die Nürnberger behaupten, ihr Christkindelmarkt wäre der Berühmteste, einer der Ältesten und mit zwei Millionen Besuchern der bestbesuchte Weihnachtsmarkt überhaupt.
Beeindruckend - doch diese Rekorde reizen mich nicht. Mich locken die Anderen, die Kleinen die um die Ecke liegen. Die, bei denen ich trotz eisiger Füße immer das Gefühl habe, sie wären sogar im Schneetreiben "kuschelig." Die, bei denen hinter den Ständen Menschen stehen, die ich kenne und die frierend und mit blauen Flecken im Gesicht aus purer Selbstlosigkeit Schmalzbrot, Glühwein oder Bratwürste verkaufen. Und die, bei denen die Sieger eines Schreibwettbewerbs, wie in Elze, vorgestellt oder wie in Rössing die 13 Sieger des Kalender- Fotowettbewerbs aufgerufen wurden, um ihren Kalender für 2016 als Preis entgegenzunehmen. Das sind die Märkte, bei denen ich rasten kann, ohne weiter geschoben zu werden und mich "Feuerzangenbowle" trinkend zwanglos mit den Menschen neben mir unterhalte. Es sind die kleinen Märkte, auf denen meine Frau alljährlich Mistelsträuße kauft, um sie am 1. Advent an andere Menschen mit den besten Wünschen zu verschenken.